Willkommen beim Neumühler SV

von Heiko Schröder 7. November 2025
6. November 2025
Selten kam eine Pause so ungelegen wie das Pokalwochenende für den Neumühler SV. Nach vier Siegen in Folge in der Kreisliga musste man zwangsläufig am Wochenende die Füße stillhalten. Zum Glück kannte Wirbelwind Hoffmann das perfekte Rezept gegen die unfreiwillige Pause: übermäßigen Alkoholkonsum. Frisch ausgekatert stand auch er wieder im Kader der Rancher, die am neunten Spieltag auf den besinnlichen Dreesch reisten, um sich dort mit dem Stadtrivalen Burgseeverein Schwerin zu messen. Der Aufsteiger spielte bisher eine starke Saison und lauerte auf Platz vier nur einen Punkt hinter dem NSV. Der ein oder andere rieb sich kurz vor Anpfiff jedoch die Augen, als er den Schlussmann des NSV erkannte. B. Schröder, seines Zeichens eigentlich der alte Mann, der es nicht lassen kann, kehrte aufgrund der kurzfristigen Ausfälle beider Torhüter zurück zwischen die Pfosten. In elegantem Neongelb und mit Rollkragen ausgestattet versprühte er eine Aura wie Kevin Großkreutz in der Kaugummiwerbung. Ansonsten konnte der mit Babysabber beschmierte Coach Baruschke auf eine eingespielte Mannschaft setzen, bei der Bomber Ludwigs sein Startelf-Comeback in der Sturmspitze feierte. Die Partie begann relativ zurückhaltend, beiden Teams war der gegenseitige Respekt anzumerken. Vor den Toren spielte sich nur wenig ab, T. Sulkowski prüfte einmal versehentlich seinen Schlussmann, doch B. Schröder hatte in der Bundeswehr schon Schlimmeres gesehen und lenkte die Kugel lässig mit der Faust über die Latte. Offensiv kam man nun langsam in Schwung und konnte sich wieder auf Zauberlehrling Dombrowski verlassen. Der Junge mit den magischen Füßen dribbelte sich elegant an mehreren Gegnern vorbei in den Sechzehner und behielt die Übersicht für R. Holst(-fuß), der ohne lange nachzudenken in der 12. Minute zur Führung einschob. In einem umkämpften Spiel stachelte dieser Treffer die Gastgeber nun zu zwingenderen Offensivbemühungen an. Fünf Minuten später verzeichnete Burgsee die erste Chance nach einem feinen Spielzug, der Stürmer setzte die Kugel aber über die Latte. Neumühle antwortete zwar mit einem Fehlschuss von Hoffmann, dennoch bestimmten die Dreescher nun das Spiel. Zuerst wurde ein Kopfball aus wenigen Metern knapp über das Kreuzeck gesetzt, dann verlor T. Sulkowski die Kugel im eigenen Sechzehner. Der anschließende Querpass konnte aber nur aus wenigen Metern an die Latte gesetzt werden. Beides hatte B. Schröder mit seinen Adleraugen (oder war es der graue Star?) natürlich schon im Ansatz an der Fußhaltung erkannt. In diese Drangphase fiel nun das plötzliche Tor zum 0:2, als Hoffmann eine Flanke von Dampfwalze Bebernitz artistisch im Sprung über die Linie drückte. Unmittelbar danach musste sich der Neumühler Schlussmann das erste Mal hinlegen, als er im Duell mit dem Stürmer pfeilschnell abtauchte sowie parierte und damit auch Mitspieler Grap das Prinzip des bewussten, eleganten Fallens näherbrachte – jedoch ohne Erfolg. Wenig später war es wieder so weit: halb zog es ihn, halb sank Grap zu Boden, halb stolperte er über den eigenen Schatten. Im Fallen schnappte er noch lüstern nach der Hose des Gegners wie einst Hugh Hefner nach seinen Playboy-Bunnies und kassierte dafür zurecht die erste gelbe Karte. Immerhin konnte er so sein Team aus der etwas passiven Phase wachrütteln. Kurz vor der Pause verzeichneten die Gäste durch Holst eine gute Chance auf den nächsten Treffer. Da er dieses Mal aber anscheinend zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, versuchte er, den Keeper aus drei Metern Torentfernung noch zu überlupfen und setzte die Knitte aufs Tordach. Auch Ludwigs scheiterte kurz darauf an den eigenen Nerven. Tausendsassa Schröder wurde ebenfalls nochmal geprüft, parierte aber auch hier wieder meisterlich. Kurz darauf beendete Schiedsrichter Schmidt die erste Halbzeit, die zu den unterhaltsameren gehörte und eher mit 2:5 statt 0:2 hätte ausgehen müssen. Burgsee war anscheinend recht unzufrieden mit der eigenen Leistung, man blieb relativ lange in der Kabine und musste ein zweites Mal herausgebeten werden. Der Anfang von Durchgang zwei war erneut geprägt von vielen intensiven Zweikämpfen auf dem gesamten Feld, doch angeführt von Ludwigs, Bebernitz und Abräumer Schöwe hielt man sehr gut dagegen. Gerade Letzterer zeigte eine Mentalität, von der sich so manche Bundesligateams eine Scheibe abschneiden könnten. Als er gefoult wurde, sprang er sofort wieder auf und lief weiter. Der verdutzte Schmidt pfiff den Vorteil trotzdem ab – vermutlich geprägt von der Erwartung an den durchschnittlichen Kreisligaspieler, minutenlang meckernd liegenzubleiben. Neumühle versuchte, weiterhin aktiv zu bleiben, und erarbeitete sich die nächste Chance. Dombrowski wurde im gegnerischen Sechzehner unsanft von den Beinen geholt, Schmidt entschied zurecht auf Elfmeter. C. Schröder, vorher größtenteils mit resoluter Defensivarbeit beschäftigt, trat an und blieb kalt wie die sagenumwobene Hundeschnauze. Unten rechts passierte das Spielgerät die Linie, Torhüter Zeisler war in die andere Ecke unterwegs gewesen. So sah nach 57 Minuten alles nach ruhigen restlichen Minuten aus, die Gastgeber schienen sich mit der Niederlage anzufreunden. Doch plötzlich kam deren Offensive aus der Versenkung und erzielte mit der ersten gefährlichen Aktion der zweiten Halbzeit das 1:3, als Struck ins kurze Eck traf. Baruschke reagierte auf den unnötigen Anschlusstreffer und brachte Salchow für Ludwigs sowie Stürmer-Sulkowski auf seine selbstgewählte Paradeposition rechts hinten für Hosendieb Grap. In der Folge verflachte die Partie und widmete sich wieder den Duellen um den Ball im Mittelfeld. Beide Seiten zeigten sich auf Augenhöhe und sammelten auch kräftig gelbe Karten. Mit Sunnyboy Pohl und Lode kamen frische Kräfte für den vom Hansa-Stehblock geschwächten Schöwe und Holst. Unmittelbar nach diesem letzten Tausch musste man das nächste Gegentor hinnehmen. Zengel und Sulkowski kloppten sich beim Klärungsversuch gegenseitig um, Degener sagte artig Danke und verkürzte neun Minuten vor Schluss auf nur noch ein Tor. Erneut wurde B. Schröder auf dem falschen Fuß erwischt und war daher chancenlos. Burgsee blies nun zur Schlussoffensive, blieb jedoch harmlos. Mit aller Macht warf sich Neumühle in die Schlacht, leider übertrieb es Hoffmann ein wenig und musste kurz vor dem Ende nach seiner zweiten gelben Karte den Platz verlassen. Doch auch mit einem Mann Überzahl fiel den Dreeschern wenig ein; die wenigen gefährlichen Ansätze wurden durch beherzten Einsatz beseitigt. So konnte man die knappe Führung letztlich über die Ziellinie schleppen. Obwohl es nach dem 0:3 nicht so aussah, wurde dieses Spiel doch noch spannend – auch wenn die Gäste gern darauf verzichtet hätten. Aufgrund leichter Fehler und einer dieses Mal etwas schwächeren Chancenverwertung baute man mehr Dramatik auf, als es gebraucht hätte. Durch Wille, Einsatz und Leidensfähigkeit getragen rettete man die drei Punkte. Fußballerisch konnte die Partie aber nicht mit dem Schützenfest gegen Gostorf mithalten (wie auch?!). Jener Sieg vor 50 Zuschauern ermöglicht in der knappen Tabelle die Etablierung im oberen Drittel, auch wenn nach wie vor die Plätze aneinandergequetscht sind wie alles bei einer dicken Frau in einem zu engen Kleid. Auf den Stadtrivalen kann der Neumühler SV jetzt immerhin vier Punkte Vorsprung aufweisen und empfängt am vorletzten Spieltag der Hinrunde den SV Sievershagen. Dies wird jedoch nicht auf der heimischen Ranch, sondern auf dem Kunstrasenplatz des Sportgymnasiums stattfinden. Neumühle spielte mit: B. Schröder – Grap (69. P. Sulkowski), Zengel, T. Sulkowski, C. Schröder (C) – Schöwe (76. Pohl), Dombrowski – Holst (81. Lode), Hoffmann, Bebernitz – Ludwigs (69. Salchow)
Alle Informationen zum HWP-Hallenmasters 2026 am 07.02.2026

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