Panik herrschte am Vormittag des letzten Spieltages der Landesklasse IV beim Neumühler SV. Selbst mit einem Einsatz des eigentlichen Trainerdous Waack/Baruschke als Spieler käme man nur auf 10 Mann, die den langen Weg nach Carlow antreten könnten. Bei Nichtantritt drohte eine hohe Strafe, bei einem Spiel in Unterzahl die nächste hohe Niederlage. Irgendwie fand sich dann doch schließlich ein Dutzend Spieler zusammen, das die Reise antreten sollte. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt über holprige Straßen und dichte Wälder, die den Anschein machen würden, als würden sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen, kam man schließlich im weit entfernten Carlow an, wo die Menschen bestimmt schon Viertel vor statt dreiviertel sagen. Im Kabinentrakt, den der Verein sich übrigens mit der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes teilte, musste man aufpassen, dass man nicht falsch abbog und aus Versehen im Wahllokal landete, welches sich auf dem gleichen Flur befand.
Die finale Aufstellung der Angereisten las sich auf dem Papier ganz gut, entsprechen optimistisch waren die Schweriner dann doch, nach der Horrorserie von 11 Niederlagen am Stück endlich mal wieder Punkte zu holen und die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden. Doch schnell gab es im Spiel den ersten Rückschlag, als Paul Kaltschnee in der ersten Minute des Spiels zur Führung für die Heimmannschaft nach einer Ecke einschob. Zu dieser Moment hatte im bisherigen Spiel nur ein Spieler des Neumühler SV den Ball berührt, als er diesen zuvor zur Ecke geklärt hatte. Anders als in vorherigen Begegnungen ließen die Schweriner sich diesmal davon aber nicht runterziehen, sondern begannen sofort die Jagd nach dem Ausgleich. Nach einigen ersten, noch zaghaften Annäherungen belohnten sie sich in der 17. Minute durch Windhund Justin Boller, der im gegnerischen Sechzehner einen Pass von Carlower Schlussmann Bahnert abfing und diesen anschließend überwand. Vorausgegangen war ein unwiderstehliches Ein-Mann-Pressing von Dampframme Stephan Schulz, der den Torwart unter Druck gesetzt hatte.
Hüben wie drüben gab es nun Chancen und Abschlüsse für die Teams. Nett gesagt spielten sie mit offenem Visier, ehrlich beschrieben waren die Defensivreihen schlichtweg dauerhaft löchrig wie ein Maasdamer. Sieben Minuten nach dem Ausgleich gab es für die Gäste die große Möglichkeit zur Führung, als der Unparteiische Matthias Krull etwas fragwürdig auf den Punkt zeigte. Kapitän Christian Schröder war es egal, er guckt Bahnert aus und hüppelte den Ball gekonnt in die andere Ecke. Doch die Führung brachte keine Ruhe ins Spiel, das muntere Scheibenschießen ging immer weiter. Was die Zuschauer freuen dürfte, sorgte bei den Trainern beider Mannschaften für das eine oder andere graue Haar. Kurz vor der Halbzeit fielen in einer wilden Sequenz noch einmal drei Tore. Erst drehte Carlow durch zwei fast identische Kontertore das Spiel innerhalb von einer Minute durch Max Holst und Marcel Musielak auf 3:2, Neumühle antwortete noch vor der Pause durch Florian Hoffmann, der sich glücklicherweise gegen einen Rabona entschied und mit links nach einer Hereingabe am kurzen Pfosten die Knitte in den Maschen versenkte. Diesem Treffer war ein klares Foul vorausgegangen, dass Krull und sein Team aber genauso übersehen hatten wie ein vermeintliches Handspiel bei einem Carlower Treffer. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff vergab Boller die Riesen-Mega-Giganten-Möglichkeit auf die erneute Führung seiner Farben, als er es tatsächlich schaffte, den Ball aus fünf Metern freistehend sowie ohne Druck über das Tor und in Richtung Bierverkauf zu schießen. Auch nach der Pause sollte er in seinem letzten Spiel für den Neumühler SV weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Denn die ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs waren von vergebenen Großchancen auf beiden Seiten geprägt. Musielak auf Seiten der Gastgeber versagten dabei mehrfach die Nerven vor Torhüter Ludwig Rusch und seine unpräzisen Querpässe konnten von Haudegen Benjamin Schröder noch geklärt werden. Boller hingegen versemmelte auf der Gegenseite genug Chancen für eine ganze Rückrunde und konnte sein Pech kaum fassen. In der 74. Minute konnte er schließlich den Bann brechen und sein zweiter Tor markieren, als er nach einer Ecke fulminant aus dem Rückraum abzog und die Kugel unten links einschlug. Erneut sorgte der Vorsprung eher für Unruhe bei den Schwerinern, die sich danach erneut bei ihrem Torwart Ludwig Okto-Rusch bedanken konnten, der zweimal mit seinen Tentakeln sensationell im Eins-gegen-Eins hielt und das Ergebnis sicherte. Zuvor hatte Benjamin Schröder bereits einmal für seinen Schlussmann auf der Linie geklärt.
Waack zog seinen einzigen Joker in der 84. Minute und brachte Philipp Sulkowski für Stephan Schulz. Sulkowski, der sein erstes Spiel nach langer Verletzungspause machte, stand sofort im Rampenlicht. Einen Befreiungsschlag machte er an der Mittellinie fest und bediente rechts Hoffmann, der eine Flanke in den Strafraum schlug. Dort rutschte das Spielgerät an den zweiten Pfosten durch, wo Sulkowski sichtlich nervös vor Bahnert auftauchte. Nach einem kurzen Stepptanz auf der Stelle schnippelte er den Ball in gefühlter Zeitlupe präzise ins rechte Eck zum 3:5. Anschließend brachen bei Neumühle alle Dämme, die Märchenstory war perfekt, nur ohne Prinzessin, dafür aber mit Bierkasten. Als kurze Zeit später Carlow noch einen Elfmeter vergab, Kapitän Schröder hatte im Sechzehner überaus deutlich einen Textiltest bei seinem Gegenspieler durchgeführt, roch es ganz stark nach Auswärtssieg. Okto-Rusch verhöhnte die gegnerischen Angreifer nahezu schon, als er einen Bogenlampe-Abschluss nicht fing, sondern mit der Sohle stoppte. Anschließend drehte er sich auf der Stelle wie ein Hund, der es sich bequem machen möchte, und schnappte sich das Leder.
Doch die Gastgeber gaben nicht auf und gingen mit allerletzter Kraft in die Nachspielzeit, in der Paul Kaltenschnee nach dem schönsten Spielzug des Tages den Anschlusstreffer erzielte. Mit der letzten Aktion gab es noch einmal nach ziemlicher Verzögerung einen Freistoß nahe des Neumühler Strafraums. Das angebliche Handspiel war aber höchstens minimal und der direkt daneben postierte Linienrichter brauchte mehr als 5 Sekunden, um die Fahne zu heben. Diese Fehlentscheidung rundete die Leistung von Krull und seinen Assistenten, die sich irgendwo zwischen unglücklich und miserabel einordnete, passend ab. Die folgende Flanke köpfte Musielak aufs rechte Eck, Okto-Rusch konnte den Ball nicht am Pfosten vorbei, sondern nur gegen diesen lenken, wovon er über die Linie zum 5:5 sprang. Nun war der Jubel bei der SG Carlow riesig, die tatsächlich noch die Niederlage abwenden konnte. Danach beendete Krull schließlich die Partie.
Somit beendet der Neumühler SV die Saison mit einem Unentschieden und die Rückrunde mit mageren vier Punkten, was ebenfalls den Abstieg in die Kreisoberliga bedeutet. Wäre ein Unentschieden vor dem Spiel noch ein Traumergebnis gewesen, ist das Ergebnis aufgrund des Spielverlaufes recht bitter. Erneut stand die schaurige Defensive einem besseren Ergebnis im Weg. Auf Waack und Baruschke kommt nun in der Sommerpause die große Aufgabe zu, für Stabilität in der Verteidigung zu sorgen. Mit der Rückkehr einiger verletzter Spieler sollte sich zumindest die Kadersituation etwas entspannen. Nun folgt vorerst die Sommerpause, am 10. August steht aber bereits der erste Testspiel-Termin gegen Landesklassen-Aufsteiger VFB Goldenstädt.
Neumühler SV spielte mit: Rusch – Holst, Grap, B. Schröder, C. Schröder (C) – Hahn, Zengel – Hoffmann, Dombrowski, Boller – Schulz (84. Sulkowski)
Düstere Wolken hängen derzeit über der staubigen und knochenharten Ranch im besinnlichen Schweriner Stadtteil Neumühle. Nach dem Aufstieg als Tabellendritter aus der Kreisoberliga droht dem SV bei zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch vier ausstehenden Spielen der direkte Wiederabstieg, dessen Verhinderung unwahrscheinlicher sein dürfte als die Meisterschaft von Leicester City in der Saison 2015/2016. Gegner am 23. Spieltag war der Hagenower SV, der die vorherige Saison als Meister abschloss, sein Aufstiegsrecht jedoch nicht wahrnahm und dem Tabellenzweiten aus Upahl überließ. Immerhin wettertechnisch scheint für den Neumühler SV weiterhin die Sonne, den auch an diesem Spieltag wärmte sie die Spieler bereits vor dem Anpfiff. Und da Torhüter Ludwig Rusch und Abwehrrecke Robert Hahn etwas früher als der Rest da waren, konnten sie die Sonnenstrahlen in den gemütlichen Korbstühlen noch etwas genießen, bis der Rest der Mannschaft um den heutigen Chef Simon „Barry“ Baruschke eintraf.
Ähnlich wie der Tabellenletzte hinkte auch Hagenow seiner Form hinterher, weswegen der automatische Vorbericht von Fußball.de das Spiel passenderweise als „Kräftemessen der Formschwachen“ bezeichnete. Die Gastgeber waren durch sechs Niederlagen am Stück tief in den spannenden Abstiegskampf der Landesklasse IV gerutscht und brauchten daher die Punkte genauso wie die seit acht Spielen punktlosen Schweriner. Mal wieder hatte man es als Trainer nicht leicht, Coach Barry standen neben den elf Startspielern, darunter mit Benjamin Schröder und Rusch zwei Torhüter, mit Kevin Salchow und Bastian Burghardt nur zwei A-Jugend-Spieler als Wechsler zur Verfügung. Letzterer ist eigentlich auch Torwart, stellte sich aber uneigennützig als Feldspieler zur Verfügung. Passenderweise merkte Kapitän Christian Schröder im Mannschaftskreis an, dass man nichts mehr zu verlieren hätte und befreit aufspielen könne, um den Bock endlich umzustoßen. Vor den Augen von 50 Schaulustigen eröffnete der Unparteiische Steffen Schmidt die Partie auf dem butterweichen Kunstrasen, der sich anfühlte, als würde man auf Wolken laufen.
Die Hagenower zeigten sich von Anfang an sehr körperlich in den Zweikämpfen, was vom Schiedsrichter und seiner langen Leine geduldet wurde. Neumühle zeigte am Anfang Anpassungsschwierigkeiten an diesen Stil und ging nach neun Minuten in Rückstand. Einen ersten Kopfball aus wenigen Metern konnte Schlussmann Rusch mit seinen Tentakeln noch sensationell von der Linie fischen, wenige Sekunden später war er aber das erste Mal an diesem Tag machtlos, als Danilo Grewe ebenfalls aus sehr kurzer Distanz freistehend köpfen durfte und die Führung erzielte. Diskussionen um ein mögliches Foul, Abwehrspieler Timon Sulkowski war im Kopfballduell klar unfair geschoben worden, fanden kein Gehör beim Offiziellen, der ansonsten aber durch seine ruhige und kommunikative Art die Partie gekonnt leitete. Die Gäste zeigten sich erneut anfällig bei langen Bällen hinter die letzte Reihe, die den schnellen Offensivkräften noch zu viel Raum bot. Im Angriff konnte man in den ersten Minuten bis auf einen zwar satten, aber zu zentralen Schuss von Robert Hahn, heute auf der Sechs aufgeboten, nichts vorweisen.
Umso überraschender fiel dann der Ausgleich in der 19. Minute. Hahn bekam den Ball und spielte einen gechippten Lupfer-Steckpass in den Lauf des einstartenden Florian Hoffmann, der sich nicht lumpen ließ und lässig per Lupfer den schmeichelhaften Ausgleich erzielte. Mit diesem Treffer stabilisierte sich Neumühle für eine Zeit lang, der eigentliche Torhüter Schröder, der früher auch mal als Abwehrspieler angefangen hatte, zeigte sich als solider Abwehrchef und schickte die Gegner mit seinen lautstark kommunizierten Abseitsfallen desöfteren ins Abseits. Diese Fallen stellte er dabei geschickter als ein Wilderer in den Wäldern von Connecticut. Umso bitterer war das 2:1 nach einer Ecke, als Rusch erneut überragend hielt als hätte er acht Arme, weswegen sich der Spitzname Okto-Rusch aufdrängt. Grewe schaltete schneller als die Gäste-Abwehr und brachte per Abstauber seine Farben erneut in Front. Der Schweriner Offensivmotor klemmte nach wie vor und brachte bis zur Pause nichts Zählbares mehr zustande.
In der Halbzeit änderte Baruschke die taktische Grundausrichtung und wollte sein Team ins verstärkte Pressing schicken. Die Umsetzung auf dem Feld ließ aber stark zu wünschen übrig. Neumühle lief bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit oft nur hinterher und musste in der 53. Minute einen erneuten Gegentreffer hinnehmen. Nach dem besten Nimm-du-ihn-ich-hab-ihn-sicher-Prinzip tanzten Sulkowski und Kapitän Christian Schröder Ringelreihen um den Ball, den sich schließlich ein Hagenower schnappte und vor Torwart Rusch auf Robert Dietrisch querlegte, sodass dieser problemlos ins leere Tor einnetzen konnte. Damit fingen sich die Angereisten auch das 100. Gegentor der Saison ein und untermauerten unfreiwillig damit ihre Tabellenposition am Ende der Liga. Mit zunehmender Spieldauer und nachlassenden Kräften wurde die Partie immer einseitiger und nur der in Höchstform spielende Rusch verhinderte mehrfach weitere Gegentreffer für sein Team.
In der 60. Minute feierte Kevin Salchow schließlich sein Debüt für die Neumühler Herrenmannschaft, als er für Henrik Kojetin eingewechselt wurde, der alterstechnisch vielleicht sogar sein Vater sein könnte. In seiner ersten halben Stunde überzeugte Salchow durch Einsatz sowie Technik und lieferte eine vielversprechende Kostprobe seines Könnens. Sein Team aber musste in der 68. Minute den nächsten Gegentreffer hinnehmen, als Finn Greitens nach einem der zahlreichen langen Bälle frei durch war und souverän einschob. In der 72. Minute musste Linksaußen Boller verletzt runter, Jürgen Klopp würde die Blessur als „Ganzkörperprellung“ beschreiben. Boller, der in Halbzeit Eins schon gehörig auf die Socken bekommen hatte, erinnerte beim Verlassen des Platzes den einen oder anderen Kenner an Ousmane Dembele beim halbwegs grazilen Überqueren einer Werbebande im DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München. Er wurde durch den Burghardt ersetzt, sodass nun drei eigentliche Torhüter für Neumühle auf dem Platz standen. Als sich Stürmer Erik Ludwigs wenig später den Knöchel verdrehte, mussten die Gäste die Schlussviertelstunde in Unterzahl über die Bühne bringen. Mit dem Schlusspfiff des Unparteiischen endete dieses erneut gebrauchte Spiel für den Neumühler SV, das allen minimalen Restchancen auf den Klassenerhalt ein Ende setzte.
Jenes Spiel war ein Spiegelbild der bisherigen Rückrunde der Schweriner. Die ersten 45 Minuten spielte man gut mit, musste am Ende aber aufgrund von unnötigen Gegentoren, schlechter Abwehrarbeit und mangelnder offensiver Durchschlagskraft erneut die Segel streichen und nun den bitteren Gang in die Kreisebene antreten. Faszinierenderweise hat man mit 44 Toren mehr geschossen als der Hagenower SV, der drei enorm wichtige Punkte einfahren konnte, und auch den Tabellensechsten aus Warin übertrumpft man in dieser Statistik. Die schlechte Defensive zeigte sich aber als zu großes Hindernis im Kampf um den Klassenerhalt. Immerhin besteht noch die Chance, nicht als Tabellenletzter abzusteigen, Neustadt-Glewe liegt nach wie vor nur zwei Punkte vor einem auf Platz 13. Als Nächstes empfängt nun den TSG Gadebusch auf der heimischen Ranch, während Hagenow nach Carlow reist.
Neumühle spielte mit: Rusch – Grap, B. Schröder, Sulkowski, C. Schröder (C) – Hahn, Kojetin (60. Salchow) – Hoffmann, Dombrowski, Boller – Ludwigs (72. Burghardt)
Nach enttäuschenden Spielen gegen die direkte Abstiegskonkurrenz ergab sich für den Neumühler SV am 19. Spieltag die vorerst letzte Gelegenheit, gegen ein anderes Kellerkind Punkte zu sammeln. Gegen die zweite Mannschaft des FC Schönberg musste dringend ein Sieg her, um neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen zu können. Mal wieder standen den Trainern Waack und Baruschke nur 12 Mann für diese Mission parat, nichtsdestotrotz wollte man das Beste draus machen und die Partie zumindest nicht verlieren. Trotz der brenzligen Situation war die Stimmung vor dem Anpfiff gut im Team, auch wenn Abwehrkante Tom Grap seinen Mitspieler Robert Hahn für dessen vorbildliche Fahrweise ganz im Sinne der STVO bepöbelte. Topscorer Marc Kirchhoff verstärkte die gute Laune mit fetten Beats aus seiner eigens dafür mitgebrachten Box. Die Mucke veranlasste Fabian Bebernitz, seine Tänzerhüfte zu demonstrieren, die ihm 2008 die Vizemeisterschaft der Schweriner Tanzmeisterschaften in der Kategorie „U16 Männlich Samba Einzeln“ einbrachte.
Taktisch bediente sich das Trainergespann eines Kniffes und pferchte die Mannschaft zwischen den Schröders ein. Hinten Torwart Benjamin, vorne Kapitän Christian. Diese sollten das hochmotivierte Team anleiten. Außerdem durfte Timon Sulkowski endlich wie gewünscht auf der offensiven Außenbahn auflaufen, während Janne Dombrowski und Dominic Kern die Nachwuchs-Doppelsechs bildeten. Pünktlich mit dem Aufwärmen verschwanden auch die Regenwolken und wichen der Sonne, sodass Hahn seine Spielerhandschuhe ganz schnell wieder ausziehen konnte. Somit war alles für einen erfolgreichen Fußballnachmittag vorbereitet.
Kurz nach Anpfiff musste Keeper Schröder einen flatternden Distanzschuss gekonnt auf die Latte pritschen, ansonsten begann das Spiel für die Schweriner perfekt. Bei einem Einwurfschleudersteilpass von Tanzass Bebernitz, der dabei erneut seinen geschmeidigen Körper unter Beweis stellte, erlief sich Kirchhoff schneller als alle Gegenspieler die Kugel und piekte sie in der achten Minute gekonnt am Schönberger Schlussmann Scheffler vorbei zur frühen Führung. Seinen Wert für die Mannschaft zeigte der Torschütze nur 60 Sekunden später erneut, als er einen Zuckerpass auf Rechtsaußem Justin Boller spielte. Der Mann mit der windschnitten Frisur demonstrierte sein enormes Tempo und ließ auch Scheffler keine Chance, sodass es nach nicht einmal zehn Minuten 0:2 für die Gäste stand. Defensiv zeigte man sich zwar etwas nachlässig, aber Schönberg war noch gnädig mit den Fehlern. So kamen der Neumühler SV zu weiteren Topchancen. In der 17 Minuten zwirbelte Bebernitz die Kugel mit der Außenmauke aus der Distanz aufs kurze Eck, scheiterte aber wie Kirchhoff zehn Minuten später an Scheffler, der beide Male stark parierte. Vor allem die Chance des Spielmachers war dabei eine hundertprozentige, da er aus 10 Metern vollkommen frei abziehen durfte, aber zu zentral schoss. Dies tat er vermutlich ganz im Sinne des Fair Play, hatte er sich vorher den Ball doch regelwidrig, aber ungesehen von dem Unparteiischen mit der Hand vorgelegt.
Die Gäste bestraften die fehlerhafte Verteidigung der Gäste schließlich, als Kevin Kowalski in Minute 32 nach einem Pfostenschuss eiskalt abstaubte und den Anschluss erzielte. Doch die Angereisten reagierten prompt und trafen erneut durch Kirchhoff nur zwei Minuten später zum 1:3, wenn auch mit gütiger Mithilfe von Torwart Scheffler, der einen zentralen Kopfball durchrutschen ließ, wofür sich der Torschütze auch artig bedankte und damit auch seinen zuschauenden Kindern ein weiteres Mal ein gutes Vorbild war. Erneut dauerte es keine 120 Sekunden bis zum nächsten Treffer, diesmal wieder für Schönberg, als Conner Meyer nach einer kurz ausgeführten Ecke vollkommen freistehend im Sechzehner volley einschob. Das Rätsel, wer ihn eigentlich decken sollte, wurde bis heute nicht geklärt.
Damit waren genug Tore in der ersten Hälfte gefallen und Neumühle gewann nach langer Zeit mal wieder zumindest eine Halbzeit, wie Kirchhoff messerscharf analysierte. Vor allem vom Einsatz und der Präsenz zeigte man sich stark verbessert, Dombrowski und Kern hielten im Mittelfeld gegen die geballte Erfahrung der Gastgeber mit ihrer jugendlichen Energie gegen und entschieden somit einen Großteil der Zweikämpfe für sich. Grap gab zwar seine Tempodefizite gegenüber seinem Gegenspieler offen zu, dies störte jedoch keinen, da er ihn ansonsten besser im Griff hatte als ein Sugardaddy seine Lustgespielinnen. Auch der wieder mitgereiste verletzte Kapitän Lucas Ollhoff war soweit zufrieden. Das sollte sich jedoch in der zweiten Halbzeit schnell ändern.
Fünf Minuten nach Wiederanpfiff zischte ein Steckpass durch die Neumühler Abwehr, Hahn wollte per Grätsche zu Schröder zurückspielen. Zu seinem Schrecken war sein Rückspiel jedoch viel zu kurz, sodass Rene Lübcke den Torwart umkurven und den Ausgleich erzielen konnte. Wieder einmal dauerte es nicht lange bis zum nächsten Tor, wieder war Hahn entscheiden daran beteiligt, als er über den Ball schlug und Lübcke am Ende erneut erfolgreich war. Das Spiel war dadurch innerhalb kürzester Zeit gedreht worden, stand nun 4:3 für die Schönberger Zweitvertretung.
Boller ergab sich dann die Riesenmöglichkeit auf das 4:4, als er nach feinem Ball von Kirchhoff bereits Scheffler umkurvt hatte, aber mit einer phänomenalen Grätsche doch noch am Abschluss auf das leere Tor gehindert wurde. Danach begann das teaminterne Duell zwischen Hahn und Sulkowksi um die größte Blessur. Der Abwehrspieler spürte es in Oberschenkel, Wade, Knöchel und Zeh (nicht zu verwechseln mit dem Kinderlied „head, shoulders, knees and toes“), der Flügelflitzer in den Waden. Wenigstens dieses Duell konnte Hahn an diesem Tag noch für sich entschieden, sodass Sulkowski zu seinem Schock auf dem Feld und fortan in der Abwehr spielen musste, als Thomas Penz in der 67. Minute für den stark lädierten Verteidiger kam. Das Spiel war nach wie vor offen, auf beiden Seiten ergaben sich Chancen auf weitere Tore. Schlussmann Schröder parierte gut im Eins-gegen-Eins, auf der Gegenseite verzog Boller nach guter Kombination aus spitzem Winkel knapp am langen Kreuzeck vorbei. So mussten die 37 Zuschauer bis zur 70. Minute auf das nächste Tor warten, als die Gastgeber einen Freistoß in der gegnerischen Hälfte schnell ausführten und Wesley Wehsel auf 5:3 erhöhen konnte. Die Schweriner gaben aber nicht auf und näherten sich immer weiter an, bis Kern in der Schlussphase den Anschluss markieren konnte, wobei er auch davon profitierte, dass Gegner Daniel Bremer im Laufduell von einer Verletzung heimgesucht wurde und nicht mehr hinterherkam. Folglich blieb die große Chance zum Ausgleich aber aus, vielmehr war Schönberg wie zu einem Großteil der zweiten Halbzeit feldüberlegen und traf mit der letzten Aktion noch zum 6:4, als man einen zu kurzen Abstoß abfing und Wehsel seinen zweiten Torerfolg bejubeln durfte. Unmittelbar danach beendete der Schiedsrichter die Begegnung.
Somit verlor der Neumühler SV auch das fünfte Spiel in Folge und findet sich nach den Siegen der Konkurrenz nun auf dem letzten Platz der Landesklasse IV wieder. Zwar zeigte man sich vor allem in der ersten Halbzeit stark formverbessert, musste am Ende wieder aufgrund der zu schwachen Defensivleistung und trotz vier selbst geschossener Tore ohne Punkte nach Hause fahren. Der Relegationsplatz bleibt mit drei Punkte Abstand immerhin noch in Schlagdistanz, die zurzeit dort platzierte SG Aufbau Boizenburg empfängt man demnächst auf der Ranch. Aber mit einer löchrigen Verteidigung und einer sehr schlechten Tordifferenz wird das Unternehmen Klassenerhalt immer schwieriger, zumal nun mit FC Anker Wismar II und dem Poeler SV als nächstes zwei Spitzenteams auf dem Spielplan stehen und das Duell mit Boizenburg das letzte gegen ein Team aus dem Tabellenkeller sein wird. Nimmt man die positiven Dinge mit in die verbleibenden Spiele und behält sie über 90 Minuten konsequent vorbei, kann aber noch etwas für das Team möglich sein.
Neumühler SV spielte mit: B. Schröder – Grap, Zengel, Hahn (67. Penz), Bebernitz – Dombrowski, Kern – Boller, Kirchhoff, Sulkowski – C. Schröder (C)
Die Wochen der Wahrheit gehen weiter im beschaulichen Schweriner Stadtteil Neumühle. Nach zwei krachenden Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf folgte das dritte Duell gegen eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller der Landesklasse IV, mit dem Rehnaer SV reiste der aktuelle Inhaber des Relegationsplatz 11 auf die „Ranch“. Beide Teams waren punktgleich und nur aufgrund des besseren Torverhältnisses standen die Gäste vor der Heimmannschaft. Somit war alles für ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel angerichtet. Auch Trainer Thomas Waack kehrte zurück auf die Trainerbank und stand gemeinsam mit seinem Assi Simon Baruschke nun vor der großen Aufgabe, eine neue Abwehr für seine Mannschaft zusammenzustellen, der ohnehin kleine Kandidatenkreis war durch den krankheitsbedingten Ausfall von Thomas Penz und Timon Sulkowski nochmal verringert worden. Am Ende musste im Vergleich zur Vorwoche eine komplett neue Viererkette her, auch in den anderen Mannschaftsteilen gab es einige Änderungen. So kehrte Ludwig Rusch zurück ins Tor, sein Konkurrent Benjamin Schröder musste in der Verteidigung aushelfen. Neben ihm liefen auch der eigentliche Stürmer Zengel und Tom Grap auf. Vor allem Letzterer zeigte sich heiß wie Frittenfett auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition. Kapitän Christian Schröder war zur Auflockerung am Vortag noch bei Luke Mockridge gewesen und wollte die positive Energie nun auch für das Spiel nutzen. Das Trainergespann schwor die Mannschaft auf diese immens wichtige Begegnung ein, in der viel auf dem Spiel stand.
Doch alle Hoffnungen, Pläne und Vorhaben wurden bereits nach wenigen Minuten zunichte gemacht. In einer zerfahrenen Anfangsphase nutze der Gegner bereits in der sechsten Minute seine erste Chance zur frühen Führung, nachdem das Generationenduo Kojetin/Dombrowski nicht entscheidend in den Zweikampf gekommen waren und Dustin Gebauer nach einem Pass in die Mitte einschieben konnte. Nur 180 Sekunden später dann der nächste Schock: Dribbelkönig Dombrowski verletzte sich an der Achillessehne und musste minutenlang behandelt werden, schließlich kam Erik Ludwigs für ihn in der 18. Spielminute. Nur zwei Zeigerumdrehungen später dann der nächste Nackenschlag: Tim Weinkauf erhöhte nach einem Flachpass durch die Abwehr auf 0:2 und nur zwei Minuten später konnte Nils Krause bereits das 0:3 erzielen. Die Rehnaer spielten sich in dieser Zeit in einen regelrechten Rausch und überrannten die Gastgeber komplett. Mitte der ersten Hälfte konnte sich Schlussmann Rusch das erste Mal auszeichnen und einen Abschluss noch mit den Fingerspitzen zur Ecke lenken. Wenig später drosch Gebauer die Kugel nach einem Solo, das Florian Wirtz neidisch gemacht hätte, knapp über das Gehäuse. Schließlich gab es in der 30. Minute noch einen Elfmeter für den Feind, der diesen aber nur an den Pfosten und den Nachschuss am Tor vorbei setzte. Vier Minuten vor der Halbzeit fiel dann schlussendlich das 0:4, als Aushilfsverteidiger Schröder eine Flanke unglücklich ins eigene Tor grätschte. Schiedsrichter Riebau hatte anscheinend schon das Mitleid befallen, denn er notierte sich als Torschützen den Passgeber Danny Softwedel. Bereits jetzt sah es düster für Neumühle aus, sodass Invalide Rötger Holst, der das Spiel nur hilflos von außen verfolgen konnte, Trost in übermäßigem Bierkonsum suchen musste. Dieses Hopfengetränk war als Schulter zum Ausheulen gleich gefordert, denn noch vor der Halbzeit musste man noch das 0:5 hinnehmen, als Gebauer seinen Doppelpack schnürte.
Nach einer desolaten ersten Halbzeit mit einem deutlichen Rückstand ging es in die Pause. Die schlechte Leistung stachelte die Kinder von Coach Waack, eines davon frisch durch die Jugendweihe nun in der Welt der Erwachsenen angekommen, anscheinen dazu an, dem Team helfen zu wollen und sich warmzulaufen. Jedenfalls musste Waack seine Sprösslinge mehrfach ermahnen, auf der Wechselbank sitzen zu bleiben. In der Halbzeit fand Co-Trainer Barry klare Worte, um sein Team aufzurichten. Gemeinsam sollte nun wenigstens die zweite Hälfte für die 60 Zuschauer gewonnen werden. Als taktischer Kniff wechselte Koje von seiner Linksverteidigerposition mit Kapitän Chrischi auf der Sechs und rieb sich in den nächsten 45 Minuten mehr in den Zweikämpfen auf als Harvey Weinstein an jungen, vielversprechenden Schauspielerinnen.
Die Halbzeitansprache schien sogleich Wirkung zu zeigen, denn in der 47. Minute konnte Florian Hoffmann nach Flanke von Rechtsaußen Justin Boller den ersten Ehrentreffer erzielen. Kurz darauf gab es für Goalgetter Marc Kirchoff die Chance auf Tor Nummer Zwei, doch nach schöner Kombination zwischen Boller, Hoffmann, Kern und seiner Wenigkeit sauste der Schuss knapp über die Querstange. Neumühle präsentierte sich in diesem Abschnitt deutlich verbessert, musste aber in der 54. Minute den nächsten Gegentreffer verdauen. Die Abseitsfalle schlug fehl, im Zwei-gegen-Eins war es für Softwedel ein Leichtes, sein zweites Tor zu markieren. Die erste Viertelstunde des zweiten Durchgangs war von vielen gelben Karten geprägt, einige Spieler sahen sich gar der Bedrohung eines vorzeitigen Duschgang ausgesetzt, auch wenn man dann seine Ruhe hat und niemand Badelatschen, Duschbad oder Handtuch schnorren kann.
In der 64. Minute brachte Waack Mattis Goldberg, der sich nun ausreichend auf sein Semester vorbereitet hat, für Adonis Grap. In direkter Reaktion darauf gelang den Gästen das 1:7 durch einen präzisen Abschluss von Poteradi aus dem Rückraum. Joker Goldberg wiederum antwortete nach Steckpass von Erik Ludwigs in der 74. Minute mit dem zweiten Heimtor. Neumühle drückte in der Schlussphase angetrieben von Käptn Chrischi und Hoffmann auf weitere Treffer, scheiterte jedoch entweder am gegnerischen Schlussmann Stefan Wilhelm oder am Abseits. Und so fiel kurz vor Schluss noch das 2:8 durch Bohlmann, der aus 16 Metern einschob.
Somit wird auch das dritte Spiel in Folge für den Neumühler SV zur Enttäuschung, die man mit einem Torverhältnis von 3:16 beendet. Dadurch ist die Lage im Abstiegskampf nun bedrohlicher denn je. Mit der schlechtesten Abwehr der Liga liegt man nach wie vor auf Platz 13 und hat zum Relegationsplatz drei Punkte und das deutlich schlechtere Torverhältnis Rückstand. Die halbwegs gute Nachricht ist, dass sich nach wie vor sieben Teams im Abstiegskampf tummeln und die Teams aus Boizenburg, Neustadt-Glewe und Schönberg nicht punkteten. Letztere sind der nächste Gegner für die Schweriner, die damit die nächste Chance bekommen, die schlechten Leistungen und Ergebnisse wiedergutzumachen. Um den Klassenerhalt nicht mit noch mehr Anstrengungen zu verbinden, ist dies auch zwingend notwendig.
Neumühle spielt mit: Rusch – Grap (64. Goldberg), Zengel, Schröder, Kojetin – Dombrowski (18. Ludwigs), Schröder (C) – Boller, Kirchhoff, Hoffmann - Kern